Von Martin
Mayer.
Der Bias in
der Beschneidungsforschung als ernsthaftes Problem
Vorhaut und Beschneidung sind in Deutschland immer noch
relative Tabuthemen, selbst bei Medizinern. Während in den USA, Kanada und Australien mittlerweile intensiver über die Beschneidung
und ihre Auswirkungen, die besten Verfahren und ihre Notwendigkeit bzw. Alternativen geforscht wird, gibt es in Deutschland
nur wenige, kaum publizierte Forschungsbeiträge, die sich auch auf eine breitere empirische (statistische) Basis stützen könnten.
Das schwierigste an der Forschung in diesem Themenbereich ist der starke Bias (emotionale Voreingenommenheit) des Forschers,
den kaum jemand zurückstellen kann, den soziale Herkunft, Tradition, persönliche Erfahrung und Geschmack beeinflussen die
Einstellung zur Beschneidung überaus stark und können auf den Forscher dahingehend einwirken, dass er (oder auch sie) die
Forschungsergebnisse durch bewusste oder unbewusste Ergebniswünsche zum erwarteten Ziel lenkt.
Auch ich selber kann mich da nicht ganz ausnehmen. Ich
möchte dies nur an einem kleinen Beispiel erläutern. Als ich jünger war, interessierte mich die Beschneidung zwar auch, aber
ich hätte panische Angst davor gehabt, selber diesem Eingriff unterzogen werden zu müssen, wobei ich es bei entsprechender
Notwendigkeit schon mit Fassung getragen hätte. Aber toll wäre es sicherlich nicht für mich gewesen. Jungen, bei denen die
OP offensichtlich durchgeführt worden war, erschienen mir immer bemitleidenswert, da sie sich da unten was wegschneiden lassen
mussten, an ihrem besten Stück. Später wurde mir dann klar, dass weit weniger Jungen eine so gut und frei bewegliche Vorhaut
hatten wie ich selber. Immer offensichtlicher wurde für mich, wie vielen Jungen diese Hautfalte doch Probleme bereitet. Demzufolge
wurde ich vom Beschneidung nur bei krasser nicht dehnbarer Verengung Befürworter zu einem Befürworter routinemäßiger, oder
doch zumindest weitaus schneller praktizierten Beschneidung. Doch ich hörte und las unterschiedliches über die Folgen einer
Beschneidung und v.a. über die Sensibilität (Empfindsamkeit) der Eichel nach einer solchen OP. Als Befürworter wollte ich
natürlich lieben denjenigen Glauben schenken, die da sagten, dass die OP sich in keinster Weise auf das Sexualleben eines
Jungen oder Mannes auswirken würde.
Dass diese Aussage so pauschal nicht
stimmen konnte, musste ich aber dann wie ich noch erläutern werde auch recht bald einsehen. So stellte sich mir die Frage,
wie es denn nun wirklich ist. Im Grunde kann das ja nur jemand beurteilen, der selbst erst als Erwachsener oder Jugendlicher
beschnitten wurde und beides kennt. Aber auch solche Erfahrungsträger wären einem starken Bias unterworfen. Die meisten Beschnittenen
hatten ein größeres Problem mit der Vorhaut (bspw. Verengung), so dass das Sexualleben vor der Beschneidung meist nicht besonders
befriedigend gewesen war. Es ist also klar, dass jemand, der sich auf Grund eines schlechten Zustandes für die Beschneidung
als älterer Junge oder Mann entscheidet, den Zustand nach der OP im allgemeinen als befriedigend bewerten wird. Dagegen werden
beschnittene Männer oder Jungen, denen sehr früh als Kleinkind die Vorhaut entfernt wurde ob aus anatomischen oder rein hygienischen
Erwägungen von Eltern und Arzt oft ihre Situation als unbefriedigend einschätzen, da sie damals bei der OP nicht in der Lage
waren, die Entscheidung nachzuvollziehen. Vielen wurde nie erklärt dass oder warum sie an der Vorhaut operiert wurden. Sie
nehmen daher oft an, dass es grundlos geschah und nicht selten werden sexuelle Probleme, die meist psychischer Natur sind,
dann auf die fehlende oder stark verkürzte Vorhaut projiziert (d.h. auf eine anscheinend desensibilisierte Eichel).
So kam es auch, dass ich bei meinen
Fallstudien gleich beim ersten Beschnittenen enttäuscht wurde, was meine Annahmen über die sexuellen Fähigkeiten nach der
Beschneidung anging. Ich hatte einen Probanden vor mir, dessen beschnittener Penis aussah, als ob er von einem Metzger operiert
worden wäre: Die Naht wurde nicht sauber angelegt, sie bildete eine Kante, die Schnittlinie verlief nicht nur direkt hinter
der Eichel (so dass jegliche sensible innere Vorhaut fehlte), sie war darüber hinaus auch sehr zackig und nicht geradlinig.
Das Frenulum war entfernt worden, aber nicht sauber, sondern hing in zwei Hautfetzen von der Eichelunterseite weg. Der Proband
hatte eine sehr straffe Beschneidung und eine extrem trockene Eichel und er hatte größte Probleme, seine Erektion aufrecht
zu halten von jeglichem Orgasmus weit entfernt. Wenn das also im allgemeinen das Ergebnis einer Beschneidung ist..., dachte
ich, dann kannst du dich aber ganz schnell von dem Gedanken einer häufiger oder routinemäßig praktizierten Beschneidung verabschieden!
Lieber eine leicht enge oder unsaubere Vorhaut, als so ein verschandeltes Teil!
Aber ich konnte und wollte dies als
Ergebnis meiner Untersuchung nicht akzeptieren. Ich suchte nach Gründen für dieses schlechte OP Ergebnis und die mangelnde
sexuelle Erregbarkeit des Probanden. Vor allem der schlechte OP Stil mit der zu straffen und zu nah an der Eichel geführten
Schnittführung erschien mir als offensichtlicher Grund für den schlechten Zustand dieses Penis. Es stellte sich aber die Frage,
welcher Stil in Deutschland der gängigere ist. Sollte das die von den Ärzten üblicherweise praktizierte OP sein, dann stünde
es schlecht um die Realisierbarkeit guter Beschneidungsergebnisse bei Routine-OPs. Es war sehr schwer das einzuschätzen. Ein
Freund zeigte mir beim Sport seine beschnittene Vorhaut auch sie war straff und hatte eine Schnittlinie (zu) nahe an der Eichel.
Der Penis war zwar sehr sauber beschnitten und genäht, aber trotzdem zu straff und zu nahe an der Eichel. Ich war schon verwundert.
Denn bei meinem Freund konnte ich davon ausgehen, dass seine Phimose, als er elf Jahre alt war, bei einem vernünftigen Arzt
operiert worden war. Die gute Naht zeigte dies ja auch. Es schien also nicht an der handwerklichen Fähigkeit gefehlt zu haben
als viel mehr am Wissen des Operateurs. Doch auch ein anderes Beispiel hatte ich schon aus der Nähe gesehen, einen 19 Jährigen,
bei dem die dunkle Narbe wesentlich weiter oben am Schaft sichtbar gewesen war. Welche Technik war also vorherrschend? War
der OP-Stil (High oder Low und straff oder lose) alleine ausschlaggebend für die Sensibilität? Waren diese Faktoren überhaupt
eine Erklärung für die Sensibilität oder ist eine Beschneidung grundsätzlich schlecht für die Empfindsamkeit? Fragen über
Fragen, die so nicht zu beantworten waren. Mir wurde klar, wie schwierig es werden würde, die Frage nach dem Sinn oder Unsinn
der Beschneidung objektiv zu beantworten.
Weitere Forschung
wurde und ist immer noch notwendig!
Es galt also zwei zentrale Fragen weiter zu ergründen,
wenn ich mich nicht mit diesem schlechten Sexualitätsergebnis oder der schlechten Kosmetik des ersten Probanden als repräsentatives
Beispiel abfinden wollte:
I.)
Wie häufig sind Probleme mit der Vorhaut im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter aus meiner Sicht, v.a. im
zum Zeitpunkt des frühen Erwachsenenalters (also 18 bis 25 Jahre) wirklich? Über die Probleme bei Kindern und Jugendlichen
konnten aus einer Saarbrückener Studie relativ zuverlässige Zahlen gefunden werden, die im Vergleich zu anderen Ergebnissen
relativ brauchbar erschienen. Eine Zahl von über 1800 Probanden stellt eine außerordentlich gute Stichprobengröße dar. Jedoch
muss auch bei dieser Studie Vorsicht angebracht sein, was das Problem des Bias bei der Diagnostik der Vorhautverengung anbelangt.
Darüber hinaus wurde nur dieses Problem der Enge und nicht weitere Vorhautprobleme untersucht. Und die Probanden waren nur
aus einer Altersklasse, nämlich dem Einschulungsalter (ca. 6 Jahre im Mittel). Mir war bekannt, dass es großen Streit über
das beste Alter für eine Phimosediagnose gab, wobei 6 Jahre immer noch als ein mittlerer Wert in der Wissenschaft angesehen
werden konnte. Jedoch war auch klar, dass es durch das Peniswachstum in der Pubertät zu Phimosen kommen kann, die vorher nicht
bestanden haben. Dieses Phänomen kann durch Einschulungsuntersuchungen nicht beschrieben werden.
Die Frage nach der
Häufigkeit von Vorhautproblemen und ihrer Bedeutung muss in jedem Fall gestellt werden, wenn eine Entscheidung über eine Befürwortung
einer routinemäßigen Beschneidung aller Jungen getroffen werden soll. Denn zwei Faktoren würden zur Ablehnung einer solchen
Routinemaßnahme führen neben Nebenwirkungen, allgemeinen OP Gefahren...: Schlechte OP Ergebnisse (Kosmetik und Sexualität
betreffend) und eine fehlende Notwendigkeit.
II.)
Wie steht es um die Empfindsamkeit und das Sexualleben nach der Beschneidung wirklich? Dies konnte nur in
eigenen Tests und durch Befragungen herausgefunden werden.
Indikationen,
die eine Beschneidung notwendig machen bzw. auch eine routinemäßige Beschneidung rechtfertigen:
Zunächst sollen hier die relevanten Gründe aufgeführt
werden, die eine Beschneidung notwendig oder empfehlenswert machen. Anschließend soll die Häufigkeit dieser Befunde untersucht
werden. Bei der Auswahl der Gründe orientieren wir uns an den Webseiten www.circlist.com und www.circlist.de, die eine recht gute und vollständige Zusammenstellung aufführen.
Zwingende Gründe für eine Beschneidung:
Vorhautverengung (Phimose):
Eine vollkommene Phimose (Totalphimose) kann oft
schon beim Kind bis zur Einschulung diagnostiziert werden und sollte auch bis dahin behandelt werden, denn sie erledigt sich
seltenst von selbst und sorgt selbst dann bis dahin, d.h. oft bis zum Ende der Pubertät mit 16 oder 17 Jahren für erhebliche
Probleme bei der Hygiene und bei der sexuellen Betätigung. Eine solche vollkommene Phimose liegt vor, wenn die Vorhaut wegen
einer engen Öffnung am schlaffen Glied nicht vollständig hinter die Eichel gezogen werden kann. Das normale Alter für eine
mögliche Zurückziehbarkeit liegt nach Meinung der meisten Wissenschaftler bei etwa 4 Jahren. Es gibt Fälle, wo sich die Enge
noch teilweise oder auch vollständig nach diesem Alter bessert, so dass manche Mediziner argumentieren, dass die Vorhaut erst
mit 17 Jahren zurückziehbar sein muss (nach Abschluss der Pubertät). Jedoch ist eine verengte Vorhaut weder förderlich für
eine angemessene Erziehung zur Genitalhygiene noch sind die damit verbundenen Probleme für den Jungen bis zu diesem Alter
zumutbar! Man sollte also ausdrücklich nicht so lange mit einer Beschneidung warten. Darüber hinaus können vollständige Phimosen
auch durch ein ungünstiges Peniswachstum (starkes Eichelwachstum, geringes Vorhautwachstum bzw. schlechte Dehnbarkeit der
Vorhaut) erst während der Pubertät entstehen. Selbiges gilt für die relativen Phimosen.
Die relative Phimose kann beim Kind nur schlecht
diagnostiziert werden. Sie zeigt sich dadurch, dass die Vorhaut sich am schlaffen Glied zwar weitgehend zufriedenstellend
zurückziehen lässt, nicht jedoch am steifen Glied. Dieses Problem ist oft im Alter von 13 bis 15 Jahren schon sichtbar, manchmal
aber auch erst im Alter von 17 oder 18 Jahren deutlich. Auch hier ist eine Beschneidung notwendig.
Von Dehnungs- und Hormonbehandlungen (auch in Kombination)
sollte aus folgenden Gründen Abstand genommen werden: Bei Kindern führen die mehrmals notwendigen Dehnungsbehandlungen zu
einer Überaufmerksamkeit gegenüber dem Penis und sind für das Kind psychisch oft sehr belastend, wenn sie nicht durch das
Kind selber durchgeführt werden (können). Hormonbehandlungen können sehr negative Nebenwirkungen haben (Wachstumstop) und
sind daher für Kinder eher weniger geeignet. Sie zeigen auch oft nur eine kurzfristige Wirkung an der Vorhaut. Nach der Pubertät
kann der sich ändernde Hormonhaushalt die Phimose wieder hervorbringen. Dehnungsbehandlungen können insbesondere bei Kindern
zu Einrissen (Mikrorissen) und damit zur Vernarbung und Verstärkung der Verengung führen, bei älteren Jungen sind sie nicht
mehr nützlich, da die Vorhaut nicht mehr wächst und durch die geringere Zellneuproduktion in der Haut weit weniger dehnbar
ist.
Paraphimose:
Ist eine Phimose vorhanden, so kann die zu enge phimotische Vorhaut nach dem Zurückziehen
hinter dem Eichelkranz eingeklemmt werden. Ein Wiederzurückziehen über die Eichel ist nicht mehr möglich. Eine Paraphimose
ist mit Schwellungen und Durchblutungsstörungen verbunden. Ein sofortiger medizinischer Eingriff (Circumcision) ist erforderlich,
sonst kann die Eichel durch die fehlende Blutversorgung absterben. Manchmal kann die Vorhaut auch ohne OP wieder vorgedrückt
werden, jedoch ist damit die Ursache des Problems nicht behoben, ein erneutes Auftreten ist wahrscheinlich und die übrigen
Probleme einer engen Vorhaut bleiben bestehen.
Entzündungen:
Wenn trotz intensiver Hygiene Entzündungen (Balanitis) und/oder Infektionen an der Eichel
und dem inneren Vorhautblatt auftreten, ist eine Beschneidung die einzige sinnvolle Therapie. Entzündungen können auch Phimose
verursachen.
Zu kurzes Frenulum (Frenulum breve):
Ein zu kurzes Frenulum (Vorhautbändchen an der Eichlunterseite) kann Schmerzen oder
schmerzhafte Einrisse verursachen. Ein vollständiges Zurückziehen der Vorhaut ist nicht möglich. Eine Beschneidung mit Entfernung
des Bändchens oder eine Frenulumplastik ist dann erforderlich.
Religion:
Eine Beschneidung ist für männliche Juden im Alter von 8 Tagen und für muslimische Jungen i.d.R. im Alter von 5 - 14 Jahren obligatorisch. Das Gebot der Beschneidung (des Mannes)
ist religiöses Gesetz. Nur beschnitten fühlt sich der Mann als Teil der Gesellschaft und wird von dieser akzeptiert. Eine
medizinische Indikation für eine Beschneidung durch einen Arzt ist bei religiöser Tradition immer gegeben, damit verhindert wird, dass das Kind nicht fachgerecht und bei schlechten hygienischen Bedingungen oder
ohne Betäubung beschnitten wird.
Gründe, die eine Beschneidung nahe legen oder empfehlenswert machen:
Wunsch nach einer Beschneidung:
Es ist nicht ungewöhnlich, dass ein Mann mit der Größe oder dem Aussehen seines Penis
unzufrieden ist. Viele Männer wollen eine Zirkumzision, um das Design oder die Funktionalität des Penis zu verbessern. Oft
behindert die Vorhaut die sexuellen Empfindungen oder die Benutzung von Kondomen, wenn sie am steifen Glied sehr lang ist
(Kondome rutschen ab, wenn Penis aus der Scheide gezogen wird, da sich dabei die Vorhaut wieder über den Penis streift). Wenn
dann ein Arzt aufgesucht wird, dann erhält der Patient des öfteren die Diagnose, dass der Penis normal und eine Operation
(Beschneidung) nicht notwendig sei. Es heißt dann manchmal, es solle besser ein Psychiater aufgesucht werden. Der Wunsch nach
einer Beschneidung kann in diesem Falle aber dem Wunsch nach einer Brust-, Nasen- oder Ohrenkorrektur einer Frau, die im Regelfall
nicht auf ihre Psyche getestet wird, gleichgesetzt werden.
Bedingungen, bei denen eine Beschneidung vorbeugend sinnvoll ist:
Extremen klimatischen oder beruflichen Bedingungen:
Das Risiko von Entzündungen des Penis steigt, wenn man in eine Gegend mit sehr warmen
Klima zieht. In heißen Ländern ist man sich dieses Problems bewusst. Daher ist eine routinemäßige Beschneidung dort eher üblich.
Aber auch an extrem heißen Arbeitsplätzen (z.B. Hochofen, Maschinenraum) oder für Sportler und Outdoorfans, die viel schwitzen
oder länger ohne Duschmöglichkeit unterwegs sind, ist das Risiko von Entzündungen und anderen Erkrankungen deutlich erhöht.
Einer überlangen und/oder lockeren Vorhaut:
Bei einer Erektion sollte die Eichel vollständig frei liegen. Ist dies nicht der Fall,
so wird die Empfindung sowohl des Mannes als auch der Frau oft beeinträchtigt, da der Mann am Eichelkranz wenig Reibung spürt
und die Frau aufgrund der in ihrer Vagina eingeklemmten Vorhaut keine Stimulation empfindet. Wenn die Vorhaut (extrem)
lang ist, so dass die Eichel bei einer Erektion nicht frei liegt und der Penis dann nicht richtig stimuliert wird, sollte
eine Circumcision erfolgen (A Happier Sex Life, Dr. Sha Kokken, Japan, 1964).
Leichtere Hygiene:
Diejenigen, die behaupten, dass Wasser und Seife für eine ausreichende Penishygiene
genügen und daher eine Beschneidung ablehnen, verschließen die Augen vor der Realität: Nach unseren eigenen Erfahrungen ziehen
über 50% aller unbeschnittenen Männer die Vorhaut nicht oder nicht ausreichend zum Urinieren zurück. Darüber hinaus ist die
Penisreinigung bei mindestens einem drittel aller Jungen äußerst mangelhaft (Erfahrungen aus Sport- und Bundeswehrduschen
belegen dies!).
Das Zurückziehen auf der Toilette wird aus Unwissenheit oder Faulheit oft unterlassen.
Des Weiteren vergessen oft schon die Eltern ihrem Sohn beizubringen, wie die Vorhaut zurückgezogen und gereinigt wird. Ein
vollständig beschnittener Penis ist dagegen immer sauber.
Keine Gründe für eine Beschneidung (daher auch nicht weiter zu untersuchen):
Peniskrebsvorsorge und Gebärmutterkrebsvorsorge der Partnerin:
Peniskrebs ist ein Problem für Männer im Alter von 40 - 70 Jahren und ist selten bei
80 - 100 jährigen. Es wird der Penis entweder ganz- oder teilamputiert und lediglich die Hälfte der Betroffenen überlebt die
nächsten drei Jahre. Die Opfer litten häufig unter Vorhautverengung (Phimose) und/oder Entzündungen (Balanitis) über mehrere
Jahre. Eine Beschneidung hätte die Erkrankung vielleicht verhindern können. Aus Sicht ist möglicher Peniskrebs alleine
aber kein ausreichender Grund zu einer routinemäßigen Beschneidung aller Jungen, da er äußerst selten vorkommt. Peniskrebs
kann durch beschneiden nur der engen Vorhäute ausreichend vorgebeugt werden. Bei gesunden Vorhäuten reicht die regelmäßige
Reinigung unter der Hautfalte als Vorbeugung. Selbiges gilt für den Gebärmutterkrebs bei Frauen, der angeblich durch das Smegma
(Schmiere, die sich unter der Vorhaut sammelt) mit verursacht wird.
Ästhetische Überlegungen :
Ästhetische Gründe können für eine Beschneidung als verallgemeinernder Grund nicht angeführt
werden. Das Befürworten der Optik eines beschnittenen Penis vs. einem unbeschnittenen ist sehr subjektiv und individuell.
Man kann sich streiten ob eine verpfuschte Beschneidung (die es leider auch des öfteren gibt) schlechter aussieht als eine
schrumpelige enge und rüsselförmige Vorhaut, die kaum zurückziehbar ist. Sicherlich sind beide Zustände nicht wünschenswert.
Umgekehrt kann eine gesunde und kurze Vorhaut objektiv nicht als unästhetisch bewertet werden, da sie den gesunden natürlichen
Zustand des Penis darstellt. Ähnlich gilt, dass ein kosmetisch sauber beschnittener Penis ebenso natürlich wirken kann (zu
kurz geratene Vorhaut) und ein einwandfreies Aussehen ermöglicht. Beschneidungen als Routinemaßnahmen sind nur dann akzeptabel,
wenn dabei kosmetisch hervorragende OP-Ergebnisse erzielt werden (also gute Schnitt- und Nahtführung und gutes Narbenheilen).
Weniger gute OP Ergebnisse sind nur bei starken Vorhautverengungen akzeptabel, weil sie die Funktion des Penis gegenüber der
Phimose immer noch erheblich verbessern. Trotzdem muss auf eine einwandfreie Beschneidungstechnik größten Wert gelegt werden!
Orgasmusverzögerung:
Eine längere Dauer bis zum Orgasmus trott zwar bei vielen Beschnittene ein (wegen einer
etwas unempfindlicheren Eichel), jedoch nicht bei allen. Die Dauer hängt auch stark von der Psyche des Mannes ab und nicht
nur von der Anatomie. Außerdem kann man sich streiten, ob einer schnellerer oder langsamerer Orgasmus erstrebenswerter ist.
Eine zu lange Dauer bis zum Orgasmus kann für den Mann auch belastend wirken und in ihm Zweifel an seiner sexuellen Leistungsfähigkeit
wecken. Da diese Diskussion objektiv nicht verallgemeinernd geführt werden kann, stellt dieser angebliche Vorteil keinen objektiven
Grund für eine routinemäßige Beschneidung aller Jungen dar!
Reduzierung des Risikos von Geschlechtskrankheiten (v.a. HIV):
Auch hierin kann man leider trotz eines nicht zu verachtenden Effektes
von Beschneidungen keinen hinreichenden Grund für eine routinemäßigen Beschneidungseingriff bei allen Jungen sehen. Zu begründen
ist die fehlende Indikation darin, dass v.a. HIV Viren nur dann wirksam am Eindringen in den Penis gehindert werden können,
wenn die innere Vorhaut vollständig vom Penis entfernt wird und eine straffe Beschneidung durchgeführt wird, bei der also
die Naht direkt an der Eichel (in der Furche) zuliegen kommt. Eine Schnittführung direkt an der Eichel ist aber kosmetisch
sehr ungünstig, da sie häufig stark vernarbt und zu Hautbrücken mit der Eichel (Verwachsungen) führt, wenn die Vorhaut nicht
straff genug beschnitten wird. Darüber hinaus ist ein Schnitt direkt an der Eichel äußerst schmerzhaft für den Jungen und
seine sexuelle Empfindsamkeit wird durch die fehlende empfindsamere innere Vorhaut sehr stark herabgesetzt. Deshalb ist eine
solche Beschneidungestechnik grundsätzlich zu verwerfen. Wenigstens ein kleiner Rest des inneren Blattes sollte immer am Penis
verbleiben. Da also die für die HIV Prophylaxe notwendige Beschneidung verworfen werden muss und mit anderen Beschneidungstechniken
(insbesondere dem Plastibell-Verfahren) kein Wirksamer HIV Schutz erzielt werden kann, ist diese Begründung für eine Routine-OP
der Vorhaut ebenso zu verwerfen. Außerdem haben sich verhaltensbezogene Maßnahmen als wesentlich effektiver im Schutz gegen
Geschlechtskrankheiten erwiesen.
Quellen für die OP Indikationen:
http://www.circlist.com/considering/consider.html#indications
http://www.circinfo.com/questions/ypq.html
www.cirlist.de
(Einige dort gemachte Aussagen mussten vom Autor
aus medizinischen Gründen korrigiert bzw. anders bewertet werden)
Häufigkeiten der Indikationen, die eine routinemäßige
Beschneidung rechtfertigen:
Die Ergebnisse der Saarbrückener Studie (Einschulungsuntersuchungen)
Das Gesundheitsamt des Stadtverbandes Saarbrücken hat
im Juli 2001 wieder seinen jährlichen Bericht aus den Einschulungsuntersuchungen der angehenden Erstklässler veröffentlicht.
Dabei wurden 1862 männliche Kinder im Alter von etwa 6 Jahren (+/- 1 Jahr) untersucht. Etwa 6 % der Kinder kamen aus muslimischen
Ländern und waren demzufolge aus religiösen Gründen beschnitten. Bei den verbliebenen 6 % deutschen Jungen, die beschnitten
waren, kann als Beschneidungsgrund wegen der konservativen Beschneidungspraxis in Deutschland (bei Kindern überwiegend bei
Phimose) angenommen werden, dass es sich um eine therapierte Phimose handelte. Die Schulärzte haben laut Statistik in Saarbrücken
bei 5,2% der Jungen eine Phimose diagnostiziert. Es ist davon auszugehen, dass eine strenge Definition der Phimose zugrunde
gelegt wurde: Die Vorhaut des Knaben ließ sich bei der Untersuchung aufgrund eines Schnürringes in der Vorhautöffnung nicht
hinter die Eichel zurückstreifen. Eine Diagnose am erigierten Penis konnte selbstverständlich nicht gestellt werden, des weiteren
wird bei Schulkindern im allgemeinen bei leichten Phimosen eine mögliche Dehnung (d.h. Besserung) eingeräumt. Ebenso wurden
anhaltende Verklebungen (Adhäsionen) sowie ein Frenulum Breve (zu kurzes Vorhautbändchen) sehr wahrscheinlich nicht in den
Kreis der beschneidungswürdigen Vorhautprobleme einbezogen.
Bei um die beschnittenen Muslime korrigierten Prozentzahlen
kann man also nach dieser Studie davon ausgehen, dass 6,6% der deutschen Jungen wegen Phimose bereits beschnitten waren und 97 der 1634 unbeschnittenen Jungen also 5,9% eine unbehandelte aber behandlungsbedürftige
Vorhautverengung hatten. D.h. im Alter von 6 Jahren kam hier bei strenger Definition (nur Phimose, die ein Waschen unter der
Vorhaut höchstwahrscheinlich langfristig völlig unmöglich macht) bei 12,5% der Jungen eine Phimose vor. Anedere Vorhautprobleme
blieben unbetrachtet.
Es muss aber festgehalten werden, dass sich Phimosen häufig erst während
der Pubertät durch stärkeres Wachsen der Eichel im Verhältnis zur Vorhaut, mangelnde Dehnbarkeit der Vorhaut, Verwachsungen
der Vorhaut (Einrisse oder zu seltenes Zurückschieben) in Verbindung mit sich verengenden rüsselförmigen überlangen Vorhautöffnungen
entstehen. Außerdem führen mit Beginn der Pubertät auch leichtere Verengungen, welche möglicherweise häufiger als die Totalphimosen
der obigen Diagnosen sind, zu erheblichen Problemen bei sexuellen Aktivitäten des Jungen. Dazu kommen verkürzte Vorhautbändchen,
die sowohl das Waschen als auch die sexuellen Betätigungen behindern können, als auch Entzündungen und mangelnde Hygiene,
sowie zu lange Vorhaut und Probleme bei der Benutzung von Kondomen. Diese möglichen postpubertären Befunde sind daher noch
eingehend zu untersuchen und zu bewerten.
Zitat eines Arztes:
I qualified as a doctor
believing that if a boy could retract his prepuce he was perfectly normal and would never need circumcision. I also knew virtually
nothing about sex problems. As a casualty doctor I soon had to learn how to stop bleeding from a torn frenulum and reduce
a paraphimosis. Hardly a weekend went by without at least one patient presenting with some problem in a supposedly normal
penis. I concluded that the paediatricians were wrong and the ability of the mature youth to retract the prepuce with the
penis erect was the criterion of normality.
Quelle: http://www.circinfo.com/guide_to_decision/index.html
Abb. 1
Anlagen zur Saarbrückener Studie:
Abb. 2: Befunde aus der Einschulungsuntersuchung in Saarbrücken. Jugendgesundheitsbericht
Saarbrücken 2001. Quelle: http://www.svsbr.de/gesundheit/pages_gesundheit/broschueren/schulkigesuber2001.exe
Abb. 3: Festgestellte Operationen zum Zeitpunkt der Einschulungsuntersuchung
in Saarbrücken. Jugendgesundheitsbericht Saarbrücken 2001. Quelle: http://www.svsbr.de/gesundheit/pages_gesundheit/broschueren/schulkigesuber2001.exe
Wiener Studien:
Das Wiener Gesundheitsamt veröffentlicht im Auftrag der WHO regelmäßig einen
Gesundheitsbericht der Kinder und Jugendlichen in Wien. Darin werden Ergebnisse aus Schul-, Lehrlings- und Musterungsuntersuchungen
zusammengefasst.
Kinderstudie:
Die Ergebnisse der Schuluntersuchungen bei Wiener Kindern zeigt, Anomalien im Bereich der Genitale
bei männlichen Kindern bis 15 Jahre um ein Vielfaches höher sind als bei Mädchen. Die zwei Hauptprobleme bei männlichen Kindern
sind, wie die Saarbrückener Studie gezeigt hat, die Vorhautverengung und der Hodenhochstand bzw. Pendelhoden. 935 Knaben liegen
dabei untenstehender Tabelle (Abb. 4) zu Grunde. Von der Krankenhausstatistik kann aber nicht auf die Bevölkerung direkt geschlossen
werden, es kann nur beurteilt werden, wie häufig ein Befund innerhalb der Befunde ist. Laut der Saarbrückener Studie sind
etwa 76% aller Befunde im Urogenitaltrakt bei männlichen Kindern Phimosen, also Vorhautverengungen. Daher kann geschlossen
werden, dass bei den 282 Wiener Befunden im Urogenitaltrakt, ca. 214 Phimosen vorlagen. Damit mach die Phimose in etwa 35%
der bei Jungen erhobenen 595 Befunde aus. Abb. 5 und 6 dieser Studie verdeutlichen die Relevanz der Phimose ebenso.
Abb. 4: Wiener Studie: Fehlbildungen bei Kindern
Abb. 5
http://www.wien.gv.at/who/kindgb/00/kinderbericht.pdf
Abb. 6
Wiener Jugendgesundheitsbericht 2002:
Jugendstudie: 1029 Lehrlinge (männl. und weibl.)
Abb. 7 Wiener Lehrlingsuntersuchungen: Phimosehäufigkeit bei 16 Jährigen
am schlaffen Penis
Quelle: http://www.wien.gv.at/who/jugendgb/2002/epidemiologie.pdf
Die Wiener Studie der männlichen Lehrlinge belegt, dass im Alter von etwa 16
bis 20 Jahren innerhalb der strengen Phimosedefinition (siehe oben) immer noch über 3,4% aller Jungen ihre Vorhaut am schlaffen
Penis nicht zurückstreifen können und dies bei einer anzunehmenden Beschneidungsquote, von etwa 10 bis 15% in diesem Alter.
Daraus kann ebenfalls geschlossen werden, dass also bis zu 18% aller Jungen bis zum Alter von 16 Jahren von einer vollkommenen
Phimose betroffen waren, d.h. beschnittene und unbeschnittene zusammen.
Musterungsbefunde in Wien:
Abb. 8: Musterungsbefunde in Wien
http://www.wien.gv.at/who/jugendgb/2002/epidemiologie.pdf
Die obigen Musterungsbefunde geben nur bedingt Aufschluss auf die Phimosehäufigkeit
bei jungen Männern. Wenn das 1% der Urogenitalbefunde als Häufigkeit der totalen Phimose gedeutet werden kann, dann erscheint
es bedingt realistisch, weil die meisten Phimosen bis zu diesem Alter wohl durch eine Beschneidung behoben worden sind. Allerdings
wird bei Musterungen die Vorhaut erfahrungsgemäß gar nicht immer untersucht, so dass die Häufigkeit der Phimose auch höher
sein könnte. Darüber hinaus sind leider keine Angaben zur Häufigkeit beschnittener Penisse bei gemusterten Männern gemacht
worden.
Stationäre Behandlungen wegen Vorhauthypertrophie (Überlänge) und Phimose
(Enge)
pro 100.000 männl. Einwohner, im Jahr:
1994 |
1995 |
1996 |
1997 |
1998 |
1999 |
72,0 |
65,6 |
62,2 |
59,0 |
55,1 |
50,1 |
Mittelwert: 61 Fälle, d.h. 0.06 %Wahrsch. pro Lebensjahr. Bei 75 Jahren durchschnittlicher
Lebenserwartung kommt man auf 4.6% Wahrscheinlichkeit, dass eine stationäre Behandlung wegen Phimose notwendig wird. Die durchschnittlich
19212 in Krankenhäusern durchgeführten Vorhautoperationen entsprechen einer OP Wahrscheinlichkeit von 3,7%, d.h. bei 3,7%
aller Männer muss eine Vorhaut-OP im Krankenhaus mit stationärem Aufenthalt durchgeführt werden. Da jedoch mindestens 80%
aller Beschneidungen in Deutschland in Arztpraxen oder ambulanten OP-Stationen und nicht stationär im Krankenhaus durchgeführt
werden, kann man davon ausgehen, dass die Beschneidungsrate wegen Phimose nach einer Schätzung basierend auf diesen Daten
bei etwa 14 bis 15% liegt. Ebenso muss man davon ausgehen, das nicht alle absoluten Phimosen behandelt werden. Der Anteil
der behandlungswürdigen aber nicht behandelten relativen Phimosen (Vorhautenge am steifen Glied) ist als noch weit größer
anzunehmen.
Anzahl der Patienten mit Operationen (nur in Krankenhäusern)
|
|
1994 |
1995 |
1996 |
1997 |
1998 |
1999 |
ICD 605 Vorhauthypertrophie und Phimose |
23.356 |
18.508 |
17.360 |
19.689 |
18.621 |
17.741 |
|
|
|
|
|
|
|
Eigene Untersuchungen:
Im Rahmen dieses Projektes konnte bereits eine kleinere Studie zur Häufigkeit
von Vorhautproblemen bei jungen Männern im Alter von 18 bis 27 Jahren durchgeführt werden. Dabei wurden 43 junge Männer untersucht.
Von diesen waren 7 wegen Vorhautverengung und 1 aus hygienischen Gründen beschnitten worden (was 16,3% und 2,3% entspricht).
Bei 16 der unbeschnittenen Männer wurde eine operationsbedürftige Phimose (am schlaffen oder am steifen Glied) diagnostiziert,
dies sind 37% der untersuchten Männer und 45% der unbeschnittenen Männer in der Studie. Die meisten von ihnen hatten eine
Phimose, die sich nur am steifen Glied ausgeprägt zeigte. Vier Probanden konnten die Vorhaut auch im schlaffen Zustand gar
nicht oder nur schlecht zurückziehen, wodurch die Reinigung Probleme machte (9,3% der untersuchten Männer und 11,4% der unbeschnittenen
Männer). In 5 Fällen wurde bei den jüngeren unbeschnittenen Männern noch leichte Verklebungen (Adhäsionen) der Vorhaut mit
der Eichel in der Eichelfurche festgestellt (11,6% der Untersuchten, 14,2% der Unbeschnittenen). Der älteste Teilnehmer der
Studie mit Verklebungen war 23. Dieser war auch von Phimose und Frenulum Breve betroffen. Ein Frenulum Breve wurde bei unbeschnittenen
Männern in 3 Fällen als einzige Diagnose festgestellt und bei weiteren 7 in Verbindung mit der Phimose bei 2 Probanden konnte
die Vorhaut nicht retrahiert werden, so dass das Frenulum nicht untersucht werden konnte. Ein Frenulum breve kommt also bei
mindestens 23,3% der Fälle vor, häufig in Verbindung mit einer engen Vorhaut. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass bei
den 7 wegen Phimose beschnittenen Männern sowie bei den 16 Probanden mit Phimose als auch bei den 3 weiteren mit Frenulum
breve ein operationsbedürftiges Problem vorlag, dass durch eine routinemäßige Beschneidung mit Frenulumentfernung/-plastik
(falls notwendig) im Kleinkindalter vermieden bzw. behoben worden wäre. Diese 26 von Vorhautproblemen betroffenen Männer entsprechen
60%. Diese Zahl erscheint trotz der sorgfältigen Diagnosestellung etwas hoch. Vielleicht kann eine größere Stichprobenzahl
zu einem korrigierten Wert führen, den ich bei etwa 40 bis 50% vermuten würde. Jedoch haben die anderen Studien gezeigt, dass
alleine Phimosen nach der strengen alten Definition (Vorhaut geht am schlaffen Penis nicht zurück) schon auf Werte zwischen
15% und 20% kommt. Die Wahrscheinlichkeit, dass sogenannte leichte oder relative Phimosen (welche sich nur am steifen Glied
bemerkbar machen) noch häufiger vorkommen als die Totalphimosen ist groß. Von daher erscheinen alle statistischen Werte zwischen
40 und 50% realistisch, selbst Werte von 60% erscheinen in dem Lichte, dass auch die Diagnose Frenulum breve eingeschlossen
ist, nicht völlig unrealistisch.
Beachtenswert ist auch die Tatsache, dass bei 17 der 43 Probanden das Glied
unter der Vorhaut nicht gereinigt war, sondern einen völlig unhygienischen Zustand aufwies. Dies bedeutet, dass sich etwa
39,5% der jungen Männer nicht regelmäßig unter der unbeschnittenen Vorhaut waschen (das sind 48,% der unbeschnittenen Männer!).
Diese Zahlen decken sich mit unseren Erfahrungen aus Duschen beim Sport und bei der Bundeswehr, wo auch deutlich wurde, dass
fast jeder zweite unbeschnittene Mann, aus falscher Scham, Faulheit oder Unwissenheit die Vorhaut zum Waschen nicht zurückzieht.
Zwischenfazit zu den Beschneidungsindikationen aus den Studien:
Wir sind der Meinung, dass eine Indikationsquote von ca. 50% aller Jungen und
Männer, sowie eine mangelhafte Hygiene bei ebenfalls etwa 50% der unbeschnittenen Jungen und Männer eine routinemäßige Beschneidung
aller Jungen im Kleinkindalter mehr als rechtfertigen. Zwar kann man wohl davon ausgehen, dass mehr als ein Drittel dieser
Jungen eine Beschneidung später weder aus anatomischen Gründen noch wegen schlecht praktizierter Reinigung benötigt hätte,
jedoch spricht die größere Wahrscheinlichkeit, dass ein anatomisches oder ein Hygiene Problem bei den Jungen auftritt für
eine frühzeitige Beschneidung, denn diese ist für das Kind weit weniger unangenehm als eine Beschneidung während oder nach
der Pubertät. Des weiteren ist auch der allgemeine hygienische Vorteil des beschnittene Penis nicht zu unterschätzen. Die
Beschneidung hat nur deshalb für die Jungen ein negatives Image, weil sie häufig in einer Zeit durchgeführt wird, wo der Penis
für den Jungen an Bedeutung gewinnt (z.B. zu Beginn der Pubertät) und weil er als Beschnittener in Deutschland immer noch
zu einer Minderheit gehört. Bei den Weisheitszähnen hat man ein prophylaktisches Vorgehen längst als überaus nützlich und
hilfreich entdeckt und dies nach herrschender Meinung in der medizinischen Praxis als auch im Patientenkreis auch weitgehend
so akzeptiert. Die Entfernung der Weisheitszähne stellt sich dabei bei Jugendliche meist als Operation am Kieferknochen, d.h.
am Knochensystem des Schädels dar, weshalb sie weit mehr mit Risiken und Komplikationen verbunden ist als die frühzeitige
Beschneidung beim Kind. Trotzdem ist die vorbeugende Entfernung der Weisheitszähnen bei der Mehrheit der Bevölkerung voll
akzeptiert, während die Beschneidung zu unrecht als unangenehm, lästig oder sogar überflüssig angesehen wird. Die wenigsten
Leute wissen jedoch, wie groß die tatsächliche Zahl derer ist, die ein mehr oder weniger starkes Problem mit der Vorhaut haben.
Die Vorstellung, dass die Vorhaut ein in der Regel problemfreies Organ ist, an dem nur in seltensten Fällen Dinge wie eine
behandlungsbedürftige Phimose vorkommen, ist eine Mär aus der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Diese hält sich auch
deshalb so stark, weil viele Jungen und Männer annehmen, dass Ihr eigener Zustand der Normalzustand und damit der Ideal- bzw.
OK-Zustand wäre. Nur ist das eben wie bei den Weisheitszähnen leider nicht der Fall.
Es gibt am Menschen andere Organe, wie die Mandeln und die Polypen, die ebenfalls
Operationsquoten um die 25% erreichen und darüber hinaus bei weit mehr Menschen für häufige und wiederkehrende Probleme sorgen.
Die Weisheitszähne sind also nicht das einzige Beispiel und die Vorhaut ist damit in guter bzw. in schlechter (!) Gesellschaft.
Natürlich ist die Vorhautoperation für viele Jungen ein Ärgernis, v.a. weil sie immer wieder schlecht ausgeführt wird und
unbefriedigende Ergebnisse liefert. Aber gerade deshalb wäre es an der Zeit, dort Standards für eine gute Operation und die
Wahl des objektiv besten Verfahrens, sowie eine bessere Ausbildung aller üblichen Operateure (Chirurgen und v.a. Urologen
Hautärzte können die OP meist von Haus aus ganz gut) zu schaffen. Dies kann nur gelingen, wenn im Bereich der Beschneidungstechniken
und ihrer Ergebnisse eine weitaus intensivere Forschung erfolgt als bisher geschehen.
Die Frage nach
einem akzeptablen Beschneidungsergebnis und nach den relevanten Faktoren, sowie die Frage wie sich die Beschneidung auf den
Mann auswirkt.
Für die Kriterien, die an die OP Stile zu legen sind können dabei folgende
Kriterien gestellt werden: sowohl für Kinder als auch für Jugendliche und Männer gilt gleichermaßen, dass die OP ein sexuell
(für die Empfindsamkeit) und kosmetisch ein optimales Ergebnis liefern muss, weil das Glied für den Mann ein äußerst sensibles
Körperteil ist, in allen Bedeutungen des Wortes sensibel! Darüberhinaus ist die Priorität bei Kindern auf eine zügige Durchführung
der OP, d.h. bei einer möglichst geringe OP Dauer und möglichst wenig Schmerzen nach der OP zu sehen, während bei Jugendlichen
und Erwachsenen v.a. möglichst wenig Blutungen entstehen sollten (d.h. die großen Gefäße vom Schneiden verschont werden sollten),
damit die Heilung nicht über Gebühr länger dauert als nötig. OP Dauer und Verschonung der Gefäße sind dabei zwei Variablen,
die überwiegend im Widerspruch zueinander stehen. Jedoch kann man dabei wie geschildert eine sinnvolle Abwägung treffen: Bei
Kindern verheilt das Vorhautgewebe allgemein schneller, darüber hinaus sind die Blutgefäße im Penis bei kleinen Kindern noch
nicht so stark ausgeprägt, sie stellen damit ein geringeres Problem bei der OP dar. Außerdem verwächst sich das Hautsystem
beim Kind noch und neue Blutgefäße können sich unter der Beschneidungsnarbe noch in größerem Umfang bilden. Dagegen belastet
eine unnötig komplizierte OP Technik das Kind durch die größere OP Dauer nur unnötig. Beim Jugendlichen und Erwachsenen zahlt
sich dagegen eine sorgfältigeres Vorgehen bei den Blutgefäßen in der Heilungszeit und der besseren Durchblutung der Penishaut
nach der OP eindeutig aus. Eine etwas längere OP Dauer wirkt sich dagegen auf den Patienten kaum belastend aus (Unterschied
zwischen 15 und max. 45 Minuten ist nicht so belastend für Erwachsene).
Auswirkungen der Beschneidung:
Unsere Studie hat gezeigt, dass die Beschneidung zwar bei den sexuellen Problemen,
die bei beschnittenen Männern (genauso wie bei unbeschnittenen in unserer Studie auch) vorkamen, zwar nur eine untergeordnete
Bedeutung hatte, da sie meistens psychisch bedingt waren, jedoch muss festgehalten werden, dass nur eine gute OP Technik für
den Mann ein wirklich voll zufriedenstellendes Ergebnis liefert. Dies werden wir noch erläutern. Wir konnten entgegen dem
ersten Anschein nicht feststellen, dass sich die Beschneidung negativ auf das sexuelle Betätigungsvermögen der betroffenen
Männer ausgewirkt hätte. Jedoch hat sich für die betroffenen Männer das sexuelle Empfinden durchaus etwas geändert, weil oftmals
eben die empfindliche innere Vorhaut völlig entfernt worden war, so dass von dieser Stelle keine Gefühle mehr ausgingen. Ebenso
fühlt sich ein beschnittener Penis insgesamt einfach etwas anders an, jedoch empfanden das die meisten Probanden (alle bis
auf einen) nicht negativ. Es erscheint uns aber wichtig, die Vorhaut möglichst so zu beschneiden, das erogene Zonen nicht
übergebühr entfernt werden oder geschädigt werden. Dass es möglich ist, eine solche schonende OP durchzuführen, kann nicht
bestritten werden. Nur müssen dann manche Operateure von einigen trivialen Beschneidungstechniken Abstand nehmen. Beispielhaft
sei das Einschneiden der Vorhaut von der Vorhautspitze bis zur Corona der Eichel und das anschließende Umschneiden (jeweils
mit der Hautschere) genannt. Häufig wird die innere Vorhaut auch bei Klemmen Operationen ganz wegschnitten: Die Vorhaut wird
dabei zuerst vor die Eichel gezogen und gespannt und dann vor der Eichel in einer Klemme abgeklemmt (Foceps/Clamps Guided
Method).
Dann wird die Vorhaut entlang der Klemme mit dem Skalpell abgeschnitten. Da
diese Beschneidung oft noch zu lose ist, schneidet man häufig noch mit der Schere die innere Vorhaut ganz oder weitgehend
weg. Am Schaft kann man keine weitere Haut entfernen, da die Narbe mindestens an einer Seite innerhalb der inneren Vorhaut
liegen sollte, weil sonst die Heilung schlechter verläuft. Beim Abschneiden der abgeklemmten Vorhaut wird aber kaum innere
Vorhaut beschnitten. Somit wird sie anschließend entfernt. Das Ergebnis ist dann eine straffe Beschneidung mit einer nahe
an der Eichel liegenden Naht. Dieses Ergebnis ist zwar für die Hygiene das absolute Optimum, da kein Smegma mehr entsteht
und die Schafthaut fast glatt anliegt ohne Falten zu bilden, jedoch ist es für das sexuelle Empfinden das denkbar schlechteste
Verfahren.
Kosmetisch bringt es dann hervorragende Ergebnisse, wenn der Operateur sauber
nähen kann. Dann entfällt der auffällige Übergang zwischen innerer und äußerer Vorhaut, der
bei sogenannten High Cuts (mit Narbe 2 bis 4 cm weg von der Eichel) typisch ist. Viele deutsche Operateure bevorzugen
wegen der Hygiene und Kosmetik diesen Stil. Jedoch heilt eine Narbe direkt an der Eichel relativ schlecht und sorgt für größere
Schmerzen als wenn man einen inneren Hautrest von mindestens einem bis zwei Zentimetern belässt. Auch stimmt die Nahtkosmetik
bei diesen OP-s leider nicht immer.
Glücklicherweise waren von unseren Probanden alle bis auf einen High beschnitten,
dh. hatten die Narbe mindestens zwei Zentimeter, teilweise sogar bis zu vier Zentimeter von der Eichel entfernt. Alle bis
auf einen Probanden kamen genauso schnell zum Orgasmus wie die schnellere Gruppe der Unbeschnittenen und alle, selbst die,
die etwas straffer beschnitten waren, konnte sich auf die selbe Weise wie unbeschnittene Jungen befriedigen, nämlich durch
Hin- und Herschieben der verbliebenen Vorhaut und Schafthaut. Gleitmittel waren in keinem der Fälle nötig.
Die optimalen OP-Techniken:
Für ältere Jungen und erwachsene Männer gibt es nur eine optimale OP Technik:
Die sogenannte SLEEVE RESECTION (Mannschettentechnik). Diese kann in zwei Varianten ausgeführt werden, die sich jedoch im
Ergebnis kaum unterscheiden und lediglich von den Präferenzen des Operateurs in Sachen Vorgehensweise abhängen. Beide Techniken
schonen die größeren Blutgefäße, die in der Penishaut verlaufen und klemmen sie weder ab noch durchtrennen sie diese. Im Gegensatz
zur Technik der Gomcoklemme, Taraklamp und der Plastibell Technik ist Narbe zwar nicht immer eine exakte geometrisch stetige
Linie, jedoch verheilt sie trotzdem recht eben und ist damit akzeptabel. Die genannten Klemmentechniken durchtrennen alle
wie die vorher oben beschriebene Forceps oder Clamp Guided Method (mit kleiner Zangenklemme vor der Eichel und mit Skalpell)
alle großen Blutgefäße der Schafthaut (v.a. die an der Oberseite und den Seiten des Penis).
Bei der Sleeve Resection wird nach Variante 1 (sh. Bild) die Vorhaut nach Markierung der
Kreisförmigen Umschneidungen - etwa 3cm (+/- 1 cm) unterhalb der Eichel sowie bei vorgezogener Vorhaut etwa 5 bis 10mm hinter
dem Eichelrand - (bei Phimose zuerst an der Spitze leicht, d.h. ca. 1,5 cm weit nicht weiter! eingeschnitten und dann) zurückgezogen.
Dann erfolgt die Schnittführung an diesen Markierungen, zuerst vorne nahe der Eichel, parallel zur Corona oder senkrecht zur
Penisachse, und dann in selbem Winkel am Schaft. Dazu wird ein geeignetes Skalpell verwendet und nicht die Hautschere, damit
die Gefäße besser erkannt und geschont werden können. Dann wird ein Verbindungsschnitt an der Penisoberseite parallel zur
Penisachse zwischen den beiden Kreisschnitten geführt, um den Vorhautmantel vom Penis zu lösen. Danach werden die verbliebenen
Hauthälften wieder zusammengeschoben und vernäht. Vor der Vorhautresektion sollte gegebenenfalls das Frenulum resektiert und
eventuell vernäht werden.
Bei Variante 2 erfolgt die Markierung in selber Weise, ebenso ist die Position
der Schnitte die selbe, jedoch kann der Schnitt, der bei 1 im Bereich der inneren Vorhaut geführt wurde etwas variabler gestaltet
werden und zwar abhängig von einer eventuell vorhandenen Vorhautverengung und der Länge des verengten Gewebes. Der erste Schnitt
erfolgt kreisförmig um die Penisachse bei vorgezogener Vorhaut, die an der Spitze mit zwei Pinzetten vorsichtig gehalten werden
sollte, jedoch nicht gespannt werden darf, hinter der Eichelfurche (also 5mm bis 10mm hinter der Eichelkante). Dann wird die
Vorhaut, die jetzt von der Schafthaut abgetrennt ist, unter Loslösung von den großen Gefäßen nach vorne über die Eichel gestülpt,
so dass ihre innere Seit mit den Gefäßen, die sonst an den Schwellkörpern anliegt, sichtbar wird. Dann wird von vorne beginnend
zuerst der Verbindungschnitt zwischen den zwei Kreisschnitten gesetzt. Dazu kann eine Schere verwendet werden. Der erste Kreisschnitt
soll aber wie bei 1 mit dem Skalpell erfolgen. Der Einschnitt wird auf entlang der Eichel- bzw. Penisachse an der Eicheloberseite
geführt, aber nur soweit, wie die innere Vorhaut entfernt werden soll. In der Regel wird also bis etwa 2 oder 3 cm vor den
Eichelrand geschnitten. Der eingeschnittene Teil des Vorhauthütchens wird nun kreisförmig um die Eichel herum mit der Schere
unter Spannung (durch Pinzetten) entfernt. Dann wird der Rest der inneren Vorhaut zum Vernähen mit der Schafthaut zurückgeklappt
und auf den Schaft geschoben. Es kann dann noch das Frenulum resektiert werden, was bei Phimosen vor der Beschneidung der
Vorhaut meist nicht möglich ist.
Variante 1 erleichtert das Arbeiten mit den gesetzten und vermessenen Markierungen,
da bei Variante 2 die Markierung an der inneren Vorhaut schwerer sichtbar ist, wenn diese umschnitten wird, da das innerer
Epitel dazu ja umgestülpt wird und die Markierung dann auf der nicht sichtbaren Seite des Epitels liegt. Bei geringer Blutung
kann die Markierung jedoch durch das Epitel durchleuchten. Variante 2 hat den Vorteil, dass sie die Schonung der Gefäße noch
etwas erleichtert und bei starken Phimosen das korrekte Entfernen des Engen Hautteils besser ermöglicht, da nach dem Vorklappen
der Vorhaut sehr genau sichtbar wird, wo die Engstelle liegt. Letzten Endes liegt aber die Entscheidung beim Operateur. Die
Ergebnisse unterscheiden sich kaum.
Bei Kindern ist die Beschneidung mit der Zangenklemme recht gut geeignet, weil
sie schneller und einfacher zu handhaben ist. Die Unterbrechung der Gefäße wirkt sich weniger stark aus als bei Männern. Auch
bei der Klemmenmethode sollte aber auf eine Markierung der Schnittlinien nicht verzichtet werden. Es ist zwar nur die obere
sichtbar, jedoch wird beim Abklemmen selten zu viel innere Haut entfernt. Wenn der Schnitt an der äußeren Haut richtig sitzt,
was vorher im Verhältnis zur Eichelspitze ausgemessen werden kann, kann anschließend noch etwas von der inneren Haut (v.a.
der engere vordere Teil bei der Vorhautspitze) entfernt werden, und zwar nach dem selben Prinzip wie bei der Sleeve Technik
(Variante 2). Ebenso ist bei Kindern eine OP mit der Plastibell bedingt empfehlenswert, v.a. dann wenn der Junge als Säugling
oder Windelträger beschnitten wird, weil die Plastibell eine offene Wunde vermeidet. Allerdings kann bei einer Plastibell
OP das Frenulum nie korrigiert oder entfernt werden, da die Frenulumseite in der Glocke verdeckt wird und nicht abheilen würde.
Deshalb muss das Frenulum in einer zweiten OP, etwa 10 Tage nach der Beschneidung entfernt werden, was zwar mit einer Betäubungscreme
oder einer kleinen Injektion möglich ist, aber im Grunde die doppelte OP Belastung für das Kind bedeutet. Bei der Plastibell
ist also wichtig, abzuschätzen, ob das Frenulum belassen werden kann. Leider kann dies bei Kindern oft noch nicht zuverlässig
diagnostiziert werden. Deshalb lautet unsere Empfehlung, Kinder nicht als Säuglinge, sondern erst in einem Alter zu beschneiden,
in dem sie trocken sind (ca. 3 Jahre). Dann kann auch die Technik mit der Zangenklemme problemlos angewendet werden. Die Plastibellbeschneidung
ist bei älteren Kindern oft sehr schmerzhaft, da die Haut zur OP auf den Zylinder gespannt wird, der dann dann als Glocke
auf der Eichel bleibt, bis der kleine Vorthautrest (der nicht mit dem Skalpell an der Abbindestelle entfernt werden konnte)
abfällt. Der Zug an der Wundstelle ist für den Knaben sehr schmerzhaft, dies hat uns auch ein so beschnittener Proband berichtet.
Das kosmetische Ergebnis der Plastibell OP war bei ihm jedoch hervorragend.
Zusammenfassung und Ausblick
Wir haben gezeigt, dass alleine die vollkommene Phimose bei Knaben weit häufiger
angetroffen wird als in vielen Lehrbüchern angegeben wird (dort ist von 0,1% über 4% bis 10% die Rede). Die tatsächlichen
Untersuchungsbefunde oben angeführter Studien sprechen eine deutliche Sprache und konnten durch unsere eigenen Untersuchungen
zur relativen Phimose (am steifen Glied) eindrucksvoll bestätigt werden. Das gehäufte Auftreten anderer Vorhautprobleme, die
ebenfalls sehr hinderlich sein können wie Frenulum breve oder schlechte Hygiene - rechtfertigen genauso wie die überaus häufig
auftretende Phimose eine routinemäßige Beschneidung aller Knaben und verlangen auf alle Fälle zumindest eine häufigere Beschneidung
nämlich auch in den Fällen der weniger starken Phimosen, weil auch diese sehr hinderlich sind.
Die routinemäßige Beschneidung aller Knaben als Kleinkinder
(nicht als Säuglinge) ist mit dem ähnlichen Vorgehen bei Weisheitszähnen als auch mit der weitaus einfacheren OP und der geringeren
OP Belastung für den Jungen gegenüber einer sehr wahrscheinlich später nötigen OP zu begründen. Das eine OP später notwendige
OP sehr wahrscheinlich ist, haben wir gezeigt: 50% haben anatomische Probleme die eine Beschneidung erfordern und 50% Prozent
der unbeschnittenen waschen sich nicht ausreichend. Unter Berücksichtigung der gemeinsamen Wahrscheinlichkeit eins parallelen
Auftretens von Phimose/Frenulum Breve Problems und eines Hygieneproblems kann eine problematische Vorhaut bei bis zu 75% aller
Jungen angenommen werden. Die Tatsache, dass bisher auch zu einem späteren Zeitpunkt nur 15% bis 20% aller Jungen beschnitten
werden, kann nicht als Argumentation für eine fehlende Notwendigkeit einer häufigeren Praktizierung der Beschneidung dienen.
Im Gegenteil ist anzunehmen, dass Jungen, die nicht als Kinder beschnitten wurden, sich später genieren, eine vorhandene (leichtere)
Phimose beschneiden zu lassen. Die empirisch bewiesene mangelnde Akzeptanz urologischer Vorsorgeuntersuchungen bei Männern
deutet auf eine solche Scheu ganz klar hin. Unsere eigene Studie hat diese Sicht bisher voll bestätigt.
Aus unserer Sicht besteht aber auch weiterhin noch großer
Forschungsbedarf, um die Häufigkeit der Indikationen und die bisherigen Aussagen dazu zu validieren bzw. zu verifzieren. Dazu
ist eine größere empirische Basis notwendig, weshalb wir uns freuen, wenn Freiwillige auf uns zukommen, um uns Einblicke in
die reale Situation zu ermöglichen und die gemachten Aussagen qualitativ und quantitativ zu verbessern. Dies gilt für beschnittene
wie unbeschnittene am Thema interessierte Männer. Weiterer Forschungsbedarf besteht auch im Bereich der Auswirkungen der Beschneidung,
um die Hypothese Die Beschneidung führt zu sexuellen Einbußen weiter zu falisifizieren, d.h. zu widerlegen. Außerdem sollten
auch die OP Stile in ihrer Auswirkung untersucht werden. Es ist also an der Zeit, dass die Wissenschaft die eigene falsche
Scheu vor dem Thema überwindet, die Emotionen und eigenen Präferenzen etwas zurückstellt und sich den Fakten der Realität
mehr widmet. Es muss aber auch festgehalten werden, dass eine Problematik an so einer emotional wichtigen Stelle wie der Vorhaut
bzw. dem Penis als ganzes, nie völlig emotionslos bzw. ohne subjektives Empfinden gesehen werden kann, auch nicht von Wissenschaftlern.
Jedoch sollte all denen, die sich durch sorgfältige Information vom Nutzen und der Notwendigkeit der Beschneidung überzeugt
haben, die Möglichkeit gegeben werden, sich selber oder die eigenen Söhne aus diesen Erwägungen heraus ohne abfällige oder
abweisende Kommentare heraus beschneiden zu lassen.
Ob die Krankenkasse solche Eingriffe bezahlen soll oder
nicht, ist eine völlig andere Diskussion, die auch bei Weisheitszähnen geführt werden muss. Auch Kieferkorrekturen müssen
heute vom Patienten mitgetragen werden. Dagegen muss aber auch vorgehalten werden, dass ein zu spät entfernter Blinddarm weit
höre Kosten verursacht als ein frühzeitig entfernter. Ähnliches gilt für die Vorhaut. Eine OP bei Kindern ist billiger und
einfacher und trägt zu einer besseren Allgemeingesundheit der Jungen und Männer bei. Allerdings ist eine Beschneidung, die
vom Patienten selbst getragen wird, mit 150 bis 300 Euro keine allzu große Investition, so dass der Einzelne sich überlegen
sollte, ob es ihm nicht auch dann Wert wäre, sich für den Eingriff bei sich oder seinen Söhnen zu entscheiden, wenn er nicht
von einer Krankenversicherung getragen wird.
ANHANG:
Kontaktinfo für Interessierte, die an weiterer Studie teilnehmen wollen:
Wir suchen zur Fortsetzung der diskutierten Studie sowohl beschnittene als
auch unbeschnittene Männer vorerst, um eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse zu gewähren, aber nur im Alter von 18 bis 28 Jahren.
Die Interessenten müssen die Bereitschaft mitbringen zur Untersuchung des Penis, d.h. der Vorhaut oder beschnittenen Vorhaut
mitbringen und zur Beantwortung von Fragen im Umgang mit der Vorhaut bzw. zum Hergang der eigenen Beschneidung.
Eventuell schließen wir später ältere Männer mit in die Studie ein, momentan
ist dies aber noch nicht möglich.
Interessenten können sich unter circinfo@uni.de melden. Die Teilnehmer sollten aus der Region Stuttgart / Baden-Württemberg kommen, da wir für Kosten wie Reisekosten oder
Verpflegung oder Unterkunft nicht aufkommen können. Die Teilnahme erfolgt also völlig freiwillig ohne eine Zahlung einer irgend
gearteten Entschädigung. Wir setzen auf das Interesse am Thema und auf das Interesse an den Erfahrungen anderer zu partizipieren,
die bei dem Treffen zum Erfahrungsaustausch dabei sind. Wir hoffen, mit unserer Arbeit die Wissenschaft in der Zukunft für
das Thema stärker sensibilisieren zu können und damit Jungen und Männern im Ungang mit dem besten am Mann weiterhelfen zu
können.
Behandlungsnotwendigkeiten von Vorhautverengungen in verschiedenen Altersstufen
Anzahl der Patienten mit Operationen (nur in Krankenhäusern): Quelle: Deutsche
Krankenhausstatistik (über Statistisches Bundesamt):
|
|
1994 |
1995 |
1996 |
1997 |
1998 |
1999 |
ICD 605
Vorhauthypertrophie und Phimose |
7.667 |
5.944 |
5.359 |
5.712 |
5.101 |
4.783 |
1 Jahr bis unter 5 Jahre
|
|
1994 |
1995 |
1996 |
1997 |
1998 |
1999 |
ICD 605
Vorhauthypertrophie und Phimose |
5.102 |
3.699 |
3.348 |
3.710 |
3.233 |
3.324 |
|
|
1994 |
1995 |
1996 |
1997 |
1998 |
1999 |
ICD 605
Vorhauthypertrophie und Phimose |
347 |
293 |
284 |
388 |
373 |
311 |
|
|
1994 |
1995 |
1996 |
1997 |
1998 |
1999 |
ICD 605
Vorhauthypertrophie und Phimose |
2.020 |
1.681 |
1.563 |
1.801 |
1.735 |
1.619 |
In den Altersbereichen dazwischen liegen die Zahlen konstant im Bereich um
1000 bis 1500 Operationen pro Jahr.
|
|
1994 |
1995 |
1996 |
1997 |
1998 |
1999 |
ICD 605
Vorhauthypertrophie und Phimose |
1.305 |
1.118 |
1.168 |
1.380 |
1.498 |
1.493 |
Interpretation der Daten:
Es wird deutlich, dass zur Zeit längst nicht alle Phimosen im Kindesalter beseitigt
wurden und die Kinder Beschneidungsrate von etwa 10% (sh. die von uns genannten Studien) und bei Jugendlichen um die 15% auf
nicht auf die Höhe der wirklich notwendigen Beschneidungen schließen lassen. Es muss angenommen werden, dass mindestens 20%
- 25% aller älteren Männer schlussendlich beschnitten sind. In öffentlichen FKK Bereichen oder im Bereich des Sportes kann
man diese Zahlen durchaus bestätigt sehen. Bei Männern über 35 ist die Beschneidungsrate deutlich höher als bei den Kindern
und Jugendlichen. Ebenso sind auffällig viele Männer über 50 beschnitten, die aufgrund der während der Nazi-Zeit verpönten,
ja sogar gefährlichen Beschneidung sicherlich nicht als Kind beschnitten worden sind.
Studie zur Empfindsamkeit:
Collins S; Upshaw J; Rutchik
S; Ohannessian C; Ortenberg J; Albertsen P
Effects
of circumcision on male sexual function: debunking a myth?
The Journal of urology; VOL: 167
(5); p. 2111-2 /200205/
Department of Urology, Louisiana
State University School of Medicine, New Orleans, Louisiana, USA. Journal Article
PURPOSE: Claims of superior
sexual sensitivity and satisfaction for uncircumcised males have never been substantiated in a prospective fashion in the
medical literature. We performed such a study to investigate these assertions. MATERIALS AND METHODS: The Brief Male Sexual
Function Inventory (BMSFI) was administered to sexually active males older than 18 years before undergoing circumcision. After
a minimum interval of 12 weeks after the operation, the survey was again administered. The 5 domains of the BMSFI (sexual
drive, erections, ejaculation, problem assessment overall satisfaction) were each given a summed composite score. These scores
before and after circumcision were then analyzed by Wilcoxon signed-rank testing. RESULTS: All 15 men who participated in
the study between September 1999 and October 2000 were available for follow-up. Mean patient age plus or minus standard deviation
was 36.9 +/- 12.0 years. There was no statistically significant difference in the BMFSI composite scores of reported sexual
drive (p >0.68), erection (p >0.96), ejaculation (p >0.48), problem assessment (p >0.53) or overall satisfaction
(p >0.72). CONCLUSIONS: Circumcision does not appear to have adverse, clinically important effects on male sexual function
in sexually active adults who undergo the procedure.
Zur Phimoseindikation: Ergebnisse anderer Statistiken:
Indication for circumcision
is given in present of pathologic phimosis in 4% of all males.
...die Vorhaut nur mühevoll oder unter Schmerzen zurückstreifen lässt, ..Wir
fanden bei unseren 229 Jugendlichen 20 derartige Fälle. Dies entspricht einer Häufigkeit von 8,7%"
aus:
30) Dr. med. F. Saitmacher "Sozialhygienische Betrachtung zu einer routinemässigen Zirkumzision männlicher Säuglinge" Das
Deutsche Gesundheitswesen Jahrgang 15 Heft 23 Pages 1217-1220 (1960) p.1218 (extract from text)(German Text)
DR. MED.
F. SAITMACHER
"Sozialhygienische Betrachtung zu einer
routinemässigen Zirkumzision männlicher Säuglinge"
Das
Deutsche Gesundheitswesen Jahrgang 15 Heft 23 Pages 1217-1220 (1960)
Routine Infant Male Circumcision
From the Standpoint of Community Health and Welfare
Translation: R. Stuart
(Introduction : Schoeberlein says "Keil states only 1% and Koester 0.5%
to 1%, without giving any references for these figures"on p 376 (28))
Extract from Saitmacher on p.1218
Keil states the frequency of phimosis is 1%. This figure may be correct for extreme cases. However, if
one takes into consideration cases where the foreskin could not be retracted without difficulty or pain, it appears too low.
We found among our 229 youths that 20 had these problems. This corresponds to a frequency of 8.7%. Among a further 64 examined
cases we observed a long extension of the foreskin, which however could be retracted more or less without difficulty (27.6%).
Discussing hygiene: "We must conclude that in 33.2% of the examined cases
the preputial area was incredibly unclean" The reasons given were "shyness", "laziness" and that "It was completely unknown
to some of the examined boys that the foreskin could be retracted."
. . . R.S. Only 8.7% of these boys had a phimosis.
Therefore, it appears, an unawareness of the possibility of retracting the foreskin, is not limited to young men with genital
disabilities.
In the occasional original studies on statistics a fluctuation of between 3% and 14% is reported for adolescents who have problems of foreskin retraction. There
are no statistics on frenulum breve - (except among animals).
Beste Seite zum Thema Vorhautverengung und Vorbeugung (auch nicht-operativ):
http://www.male-initiation.net/late_initiate.html#start
Obige Zitate stamen von dieser Webseite!
Sleeve Resection Technik: Grafik der überlegenen Beschneidungsmethode:
http://www.circumcisionquotes.com/methods.html (Sleeve)
Weitere Links:
http://www.circumcisionquotes.com
http://www.aafp.org/afp/990315ap/1514.html
Webseite mit animierten Darstellungen der Beschneidungstechniken:
http://www.geocities.com/halfclip/style/techniques.html